Sicher ist für die meisten Besucher Mailands nicht jedes geschichtliche Detail wichtig. Es soll daher nur auf einige historische Ereignisse eingegangen werden, die das Bild der Stadt wesentlich geprägt haben und von denen wir noch heute beachtenswerte Dokumente auf unserem Rundgang durch Mailand finden.
Die Geschichte Mailands geht bis ins ca. 600 v.Chr. zurück, als die Kelten in der Poebene eine Siedlung einnahmen und daraus eine Stadt gründeten.
Der gallische König Bellovesco ist lt. dem römischen Geschichtsschreiber Titus Livius als Gründer überliefert.
Der Sage nach hatte die Stadt an der Stelle gegründet, an der ihm die magische weiße Wildsau begegnet war, die das erste Symbol Mailands werden sollte (siehe Piazza Mercanti).
Wie andere Städte in Gallien, erhielt auch diese Ansiedlung den Namen Mediolanum, d.h. zentral an einer Verkehrsachse gelegen.
222 v.Chr. wurde Madiolanum von den römischen Truppen der Konsule Gneo Cornelio Scipione Calvo und Marco Claudio Marcello eingenommen. Durch Hannibal, dem sich die Bevölkerung anschloss, wurde die Eroberung anfangs verhindert, so dass die römische Herrschaft erst im 2. Jh. v. Chr. siegte.
Milano wurde das bedeutendste Zentrum des cisalpinen Galliens und wurde 49 v.Chr. zum "municipium civium romanorum" erhoben. Milano machte sich verdient bei der Verteidigung des römsichen Reiches gegen die Barbaren. Anlässlich der gewonnenen Schlacht gegen 300.000 Alemannen im Jahr 260 wurde die erste Münze im antiken Mediolanum gegründet.
Das römische Reich wurde unter Kaiser Diocleziano geteilt und Mediolanum wurde von 286 bis 402 Hauptstadt des westlichen römischen Reiches mit Kaiser Massimiano.
Zur Verteidigung wurde in der Zeit um 286 wurde eine zweite Stadtmauer von 4,5 km Länge gebaut.
Die Stadtmauer zog sich vom heutigen Foro Bonaparte. Die Kirche S.Giovanni sul Muro war direkt an die Stadtmauer gebaut.
Porta Vercellina war das Stadttor Richtung Südwesten, Porta Romana begrenzte die Stadt Richtung Süden, Porta Argentia Richtung Bergamo (Nähe der Kirche San Babila), Porta Nuova am Ende von Corso Venezia war der Ausgang nach Nordosten, Porta Comacina nach Norden Richtung Como und Porta Giovia zu Ehren Dioclezianos schlossen den Kreis. Die Stadttore waren außen mit Zugbrücken versehen, umzog doch ein Wassergraben die Stadtmauer.
Außerhalb der römischen Stadtmauern wurde das seinerzeit drittgrößte Amphitheater (nach Rom und Capua) errichtet.
Kaiser Massimiano Erculio ließ die großen Thermen auf einer Fläche von 14500 m² errichten. Man nimmt an, dass die Thermen bei der Invasion Barbarossas 1162 zerstört wurden.
Auf einer Fläche von 450 x 85 m befand sich der Circo Mediolanum zur Austragung von sportlichen Wettkämpfen. Der Circus befand sich zwischen den Herrschaftspalästen und der Stadtmauer im westlichen Stadtteil. Nur wenige Städte besaßen einen Circus, war dieser doch sehr kostenintensiv in der Unterhaltung und damit Ausdruck einer besonders hohen wirtschaftlichen Kapazität.
Unter der Kirche Sant’Eustorgio befinden sich Räume mit den Ausgrabungen von Grabstellen aus dem 3. bis 4. Jh. Man nimmt an, dass es sich in dieser Zeit um einen überirdischen Friedhof handelte. Die Toten wurden in Steinsärgen beerdigt. In einigen Särgen wurden Münzen des Kaisers Costanzo II. gefunden.
In den Jahren 31 v.Chr. bis 14 n.Chr. entstand unter Kaiser Augustus das römische Theater Mediolanum in halbrunder Form mit einem Durchmesser von 95 m und einer Höhe von ca. 20 m. Es konnte ca. 8000 Besucher aufnehmen.
Vitruvio, Architekt unter Kaiser Augustus, war der Baumeister
Es ist belegt, dass das römische Theater bis etwa ins 4. Jh. in Betrieb war und man vermutet, dass das Theater unter dem Feldzug Friedrich Barbarossas zerstört wurde.
Der Hl. Ambrosius, Bischof von Mailand und heute der Stadtpatron Mailands, lebte von 339-397. Er war Bischof von Mediolanum und unter seinem Einfluss wurde Milano zum einflussreichsten Zentrum des christlichen Glaubens. In seiner Zeit wurden zahlreiche Kirchen errichtet. In der Basilika Martyrum wurde Aurelio Ambrogio nach seinem Tod beerdigt und die Kirche nach ihm benannt.
Die katholische Kirche sprach ihn heilig und er ist einer der bedeutendsten Heiligen zusammen mit dem Hl. Hieronymus, dem Hl. Augustin und dem römischen Papst Hl. Gregorius I.
Basilika Sant'Ambrogio. Dies ist eine von Mailands ältesten Kirchen und in der Krypta sind neben dem Sarkophag die Reliquien des Hl. Ambrosius aufbewahrt.
Basilika San Simpliciano. Von St Ambrosius begonnen, wurde das Gebäude von St. Simplican vollendet, der im Inneren beigesetzt ist.
Basilika von San Lorenzo Maggiore. Zu bewundern sind die Mosaiken aus dem 4. Jahrhundert im Inneren der Kirche sowie die Säulen von San Lorenzo aus dem 2. Jahrhundert auf dem Platz vor.
San Nazaro in Brolo. Ein Großteil der Außenseite stammt aus dem 4. Jahrhundert.
Nachdem Kaiser Flavio Onorio im Jahr 402 die Hauptstadt des römischen Reiches nach Ravenna verlegt hatte, da die Stadt leichter zu verteidigen war und näher an Byzanz lag, wurde Mediolanum 452 von Attila und den Hunnen eingenommen und zerstört.
476 hatte Odoaker die Herrschaft übernommen, die aber 493 mit der Eroberung Italiens durch die Ostgoten unter Theoderich dem Großen beendet wurde.
Der römische Imperator Justinian hatte beschlossen, Mediolanum im gotischen Krieg
von den Ostgoten zurückzuerobern. Unter General Belisar wurden die Goten aus der Stadt vertrieben. 568 beherrschten die Langobarden große Teile Norditaliens und gaben der Region Oberitaliens den Namen Lombardei, mit der Hauptstadt Pavia.
Der Konflikt mit Mailand war, dass die Langobarden Arianer waren, die Bischöfe Mailands seit Ambrosius' jedoch dem orthodoxen Glauben zugewandt.
Die Macht des Bischofs wurde weiter gestärkt, als 774 das langobardische Königreich zerfiel. Der Frankenkönig Karl der Große erhielt im Jahre 800 vom Papst die Kaiserkrone und sein Sohn erhält die Herrschaft über das "Regnum Italiae".
1162 nahm Friedrich Barbarossa die Stadt ein und zerstörte sie fast vollständig, wobei nur einige wenige Kirchen verschont blieben.
Der Rotbart raubte Kirchen aus und brachte u.a. den Schatz der Hl. Drei Könige aus dem Morgenland nach Köln, wo eigens dafür der Kölner Dom gebaut wurde und seither die Reliquien der Hl. Drei Könige beherbergt.
In der Schlacht bei Legnano im Jahr 1176 wurde Barbarossa besiegt.
Der Erzbischof Mailands, Ottone Visconti (1207-1295), war ab 1277 der erste Herrscher aus dem Geschlecht der Visconti. Die folgenden Dogen waren Matteo (1310–1322), Galeazzo I. Visconti (1322–1328), Azzo Visconti (1328–1339), Luchino (1339–1349) und Giovanni (1349–1354). Giovanni hatte keine Kinder, so dass seine drei Neffen Matteo, Galeazzo und Bernabò die Herrschaft übernahmen.
Bernabò Visconti war der Auftraggeber für den Bau der Brücke bei Trezzo, der größten Einbogenbrücke der Welt.
Matteo wurde 1355 von seinen Brüdern getötet, Bernabò übernahm die Regierung in Mailand (1354–1385), und Galeazzo in Pavia (1354–1378). Galeazzos Sohn, Gian Galeazzo Visconti, brachte seinen Onkel Bernabò 1385 um und wurde so Alleinherrscher über Mailand und Pavia.
Gian Galeazzo Visconti (1341-1402) begann mit dem Bau des Mailänder Doms, der Certosa di Pavia sowie der Brücke über den Ticino in Pavia.
Gian Galeazzo war in erster Ehe mit Isabelle de Valois und in zweiter Ehe mit seiner Cousine Caterina Visconti verheiratet, aus deren Ehe zwei Söhne hervorgingen.
Gian Galeazzo Visconti (1341-1402) war einer der reichsten Fürsten und führte Eroberungskriege in der gesamte Lombardei gegen Verona (1387), Padua, Mantua, Ferrara und anschließend in der Toskana, wo er Pisa und Siena übernahm. 1400/1401 eroberte Gian Galeazzo Visconti Lucca, Bologna sowie in Umbrien, Perugia und Assisi
Während der Belagerung von Florenz im Jahr 1402, starb er 50-jährig an der Pest.
Seine Söhne Giovanni Maria und Filippo Maria übernahmen die Herrschaft über Mailand und Pavia regierte. Nach dem Tod von Filippo Maria im Jahr 1447 gab es keine männlichen Nachfolger.
Filippos einzige Tochter Bianca Visconti heiratete Francesco I. Sforza, der 1450 die Herrschaft über Mailand auf militärischem Weg erzwang. Er rekonstruierte das Castello Sforzesco und baute den Naviglio della Martesana als künstlichen Wasserweg zwischen der Adda und dem Naviglio Grande in Mailand.
Francesco hatte einen Sohn Galeazzo Maria Sforza (1466–1476), der die Herrschaft an seinen ältesten, aber noch minderjährigen Sohn, Gian Galeazzo Sforza, vererbte. Seine Mutter nahm diese Rolle wahr, wurde jedoch von seinem Onkel Ludovico Sforza (1452-1508), genannt Ludovico il Moro, verdrängt.
Gian Galeazzos Sforza regierte Mailand bis zu seinem plötzlichem Tod 1494, bei dem er im Alter von nur 25 Jahren einem Attentat zum Opfer fiel, das Ludovico Sforza zugeschrieben wird.
Ludovico il Moro übernahm die Macht über Mailand. Als kunstinteressierter Fürst förderte er die Künstler, darunter Leonardo da Vincis, der am Mailänder Hof angestellt war und neben Aufträgen als Unterhalter, auch Malereien wie die Sala delle Asse und das Letzte Abendmahl erhielt.
Ludovico Sforza heiratete 1491 Beatrice d’Este, mit der er zwei Kinder hatte, Massimiliano Sforza (1493–1530) und Francesco II. Sforza (1495–1535), beide waren Herzog von Mailand. Mit Francescos Tod 1535 gab es keine weiteren Nachfolger aus dem Hause Sforza.
Ab 1535 begann die Spanische Herrschaft über Mailand, die durch die österreichische Herrschaft abgelöst wurde.
Im 16. Jh. spielt die katholische Kirche mit den Bischöfen San Carlo Borromeo und danach di Federico Borromeo (Bischof bis 1631) eine große Rolle.
In der 2. Hälfte des 18. Jh. regierte Maria Teresa von Österreich in Mailand und danach Joseph der II. von Österreich. In dieser Zeit spielt der kulturelle Aufstieg eine große Rolle. Bekannte Künstler und Architekten werden beauftragt, darunter Giuseppe Piermarini mit dem Bau der Mailänder Scala.
1796 marschierte Napoleon in Mailand ein und ernannte Mailand zur Hauptstadt der Cisalpinischen Republik (Repubblica Cisalpina von 1796 bis 1799) und 1802 zur Hauptstadt der Republik Italien. Napoleon Bonaparte krönte sich 1805 zum König des Königreichs Italien, dessen Hauptstadt Mailand bis 1814 war.
1807 wurde der Friedensbogen, Arco della Pace, gebaut und um das Castello Sforzesco der Ring Foro Bonaparte gezogen.
Nach der Verbannung Napoleons auf Elba folgte 1814 die zweite österreichische Herrschaftsperiode. Auf dem Wiener Kongress wurde 1815 beschlossen, dass Mailand Hauptstadt des Lombardisch-Venezianischen Reiches wird.
In diese Periode fielen die Aufstände der Cinque Giornate vom 18. bis 22. März 1848 als Teil der 1848 Revolution, die Mailand zeitweise von der österreichischen Vorherrschaft befreiten.
Nach dem 2. Unabhängigkeitskrieg 1859 wurde 1861 das Königreich Italien gegründet.
Das typische Gebäude aus der Zeit Mussolinis ist der Mailänder Hauptbahnhof Stazione Centrale. Er wurde 1913 begonnen und 1931 fertig gestellt.
Die Bomben der Allierten trafen die Mailänder Innenstadt und zerstörten sie stark. Vorsorglich waren die wertvollen Scheiben des Mailänder Doms herausgenommen und vor den Druckwellen der Bombeneinschläge in Sicherheit gebracht worden.
Bei Kriegsende wurde Mussolini von den Partisanen hingerichtet und an der Tankstelle in Piazzale Loreto öffentlich aufgehängt.
Am 25. Aprile 1945 erreichten die Alliierten Mailand , während die deutschen Truppen die Flucht ergriffen. Der 25. April wird als Nationalfeiertag der Befreiung Italiens gefeiert.