Der Mailänder Dom mit der goldenen Madonnina auf der Spitze und den begehbaren Dachterrassen ist das Symbol und die größte Attraktion Mailands. Das majestätische Bauwerk, das mit vollständigem Namen Kathedrale Santa Maria Nascente heißt, erstreckt sich über 157 m Länge und besteht aus weißem Candoglia-Marmor. Mit seinen fünf Kirchenschiffen ist er überwältigend groß. Es dauerte fast sechs Jahrhunderte, bis der Mailänder Dom fertiggestellt war. Die Kathedrale ist das bedeutendste Werk der gotischen Baukunst in Italien.
Kathedrale Santa Maria Nascente • Duomo di Milano
Bauzeit und Größe des Doms
Der Mailänder Dom, Duomo di Milano, ist zweifellos eines der beeindruckendsten Bauwerke Italiens und zählt zu den bekanntesten Kirchen der Welt. Mit seinen 157 Metern Länge, 92 Metern Breite und einer Höhe von 108 Metern übertrifft er viele andere Kirchen nicht nur in Italien, sondern weltweit. Tatsächlich ist der Mailänder Dom nach dem Petersdom im Vatikan und der Kathedrale von Sevilla die drittgrößte Kirche der Welt.
Der Bau des Doms dauerte über fast sechs Jahrhunderte hinweg an. Die ersten Fundamente wurden im Jahr 1388 unter der Herrschaft des Mailänder Fürsten Gian Galeazzo Visconti gelegt.
Die Fassade, die ab dem Jahr 1567 im klassisch-barocken Stil erbaut wurde, ist ein Ergebnis der vielfältigen Stilformen, die während der mehr als fünf Jahrhunderte dauernden Entstehung des Doms eingeflossen sind. Die Fassadenarbeiten wurden im Jahr 1805 beendet, während sich die Errichtung der Türmchen bis ins 19. Jh. fortsetzte.
Seine jetzige Form erhielt der Dom erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Es wurde jahrhundertelang über das Aussehen der Fassade gestritten, zahlreiche Entwürfe von verschiedenen Architekten wurden vorgelegt und wieder verworfen. Schließlich setzte sich der neugotische Stil des 19. Jahrhunderts durch, der jedoch mit einigen barocken Stilelementen aufgelockert wurde. Der Mailänder Dom stellt somit eine Ausnahme im Vergleich zu den anderen italienischen Kirchenbauten dar, die größtenteils im romanischen oder gotischen Stil erbaut wurden.
Der Innenraum des Doms ist genauso beeindruckend wie die Fassade. Bis zu 5.000 Menschen finden in dem fünfschiffigen Innenraum Platz, der von riesigen Glasfenstern beherrscht wird. Die wunderschön gestalteten farbigen Glasfenster lassen das Licht in das Innere fallen.
Der Fußboden des Doms besteht aus hellen und dunklen Marmorsteinen und wurde im Jahr 1584 begonnen, aber erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fertiggestellt. Im Chor des Doms befindet sich ein Gitter auf dem Fußboden, unter dem das Grab des heiligen Carlo Borromeo liegt. Über dem Chor ist ein rotes Licht zu sehen, das anzeigt, wo seit 1461 ein Nagel aus dem Kreuz Christi als Reliquie aufbewahrt wird.
Eine weitere Besonderheit des Mailänder Doms ist das begehbare Dach, das über eine Treppe oder einen Fahrstuhl erreicht werden kann. Vom Dach des Doms aus hat man einen großartigen Panoramablick über die gesamte Stadt. Während eines Spaziergangs auf dem Dach sind auch alle Einzelheiten der beeindruckenden Steinmetzarbeiten am Dom aus nächster Nähe zu betrachten.
Auf der Spitze der höchsten der vielen Fialen des Doms (auf 108,5 m Höhe) steht eine vergoldete Madonna-Figur, die von den Mailändern "Madonnina" genannt wird und zu einem der Symbole der Stadt geworden ist.
Der Mailänder Dom ist nicht nur ein beeindruckendes religiöses Bauwerk, sondern auch ein bedeutendes Symbol der Stadt Mailand und ihrer Geschichte.
Der Domplatz vor dem Doms, der zwischen 1863 und 1867 in der heutigen Form entstanden ist, ist das Zentrum des sozialen Lebens in Mailand. Wenn es in Mailand etwas Großes zu feiern gibt, wird es hier gefeiert.
Der Platz ist für den Autoverkehr gesperrt und wird von der Galleria Vittorio Emanuele II, einer überdachten luxuriösen Einkaufsgalerie mit dem Platz der Scala verbunden. Die Galleria ist ein weiteres architektonisches Highlight Mailands und beherbergt zahlreiche hochwertige Geschäfte, Cafés und Restaurants.
Dachterrassen des Doms
Eine attraktive Besonderheit ist das Dach des Mailänder Doms. Über einen Aufzug oder 200 Stufen gelangt man auf die begehbaren Domterrassen und befindet sich inmitten der über 4000 Guglie, das sind die Marmorspitzen aus Figuren und Ornamenten, von denen jede ein Einzelstück ist. Es eröffnet sich ein atemberaubender Blick über die Dächer der Stadt Mailand.
Bei klarer Sicht kann man die gesamte nördliche Alpenkette überblicken, beginnend mit dem Monterosa-Massiv im Westen, über die Schweizer Alpen, die Voralpen über Como und Bergamo bis zum Bernina.
Im Süden reicht der Blick bis zum ca. 300 km entfernten Monviso an der französischen Grenze im Südwesten und die Kette der Apenninen vor Genua.
Geschichte des Doms Mailand
An der Stelle, an der sich das majestätische Bauwerk befindet, standen die Kathedrale Santa Maria Maggiore und die kleinere römische Basilika Santa Tecla. Nach dem Einsturz des Glockenturms empfahl der Erzbischof den Bau einer neuen Kathedrale. Das ursprüngliche Projekt war einfacher und sah die Nutzung der Baumaterialien der beiden Kirchen vor.
Mailands regierender Fürst, Gian Galeazzo Visconti, übernahm die Kontrolle über den Bau und sah eine leuchtende Kathedrale vor Augen. Anstelle der alten Baumaterialien ließ er weißen Marmor aus den Gruben con Candoglia, dort, wo der Fluss Toce in den Lago Maggiore mündet, heranschaffen für ein gewaltiges Projekt in einem für die Region ungewöhnlichen Baustil, dem spätgotischen Stil.
Sein Ziel war die Schaffung eines großartigen religiösen Gebäudes nach den neuesten europäischen Vorgaben, um damit Mailand zum Zentrum der politischen und religiösen Herrschaft zu erheben.
Internationale und lombardische Architekten wurden beauftragt und das Projekt unterlag im Laufe des langjährigen Baus zahlreichen Änderungen.
Eigens für den Bau des Doms wurde der Naviglio Grande verlängert und bekam einen kleinen Hafen, damit der Marmor vom Lago Maggiore über den Tessin und den Naviglio komplett auf dem Wasserweg bis zum Dom transportiert werden konnte. Dieses Teilstück des Naviglio wurde überbaut. Heute erinnert noch die Straßenbezeichnung Via Laghetto (Laghetto di Santo Stefano) hinter dem Dom an die Wasserstraße.
1572 wurde der Dom durch den Mailänder Erzbischof Carlo Borromeo auf den Namen Santa Maria Nascente geweiht. Der Dom war in Funktion, der Bau, insbesondere die Gestaltung der Fassade ging jedoch noch über Jahrhunderte weiter.
1858 gilt als Jahr der Fertigstellung des Doms, nachdem die Fassade, noch unter der Herrschaft Napoleons beeinflusst, mit barocken und gotischen Elementen gestaltet wurde. Anschließend entstand der große Domplatz vor der Kathedrale.
Mailänder Dom innen
Die Grundform des Mailänder Doms ist ein lateinisches Kreuz mit einer Länge von 158 m (außen) bzw. 148 m Innenmaß. Die größte innere Breite im Querschiff beträgt 57,6 m.
Die Mailänder Kathedrale ist in 5 Schiffe unterteilt. Das Hauptschiff doppelt so breit wie die Seitenschiffe.
52 tragende Säulen, von einer Höhe von 24 m und einem Durchmesser von 3,40 m, halten das Gebäude gemeinsam mit Stahlbetonstützen, die Grundmauern mit Säulen verbinden.
Das schwere Marmordach stellt ein Problem für die Gesamtkonstruktion dar, so dass ständig Rekonstruktionsarbeiten zur Erhaltung der Statik erforderlich sind.
Im Zentrum befindet sich die Apside mit Presbyterium. Auf einer Grundfläche im Inneren von 11.700 m² finden ca. 40.000 Besucher Platz.
Besonders beachtenswert sind die bunten Glasfenster, die die Kirchengeschichte erzählen.
Täglich besuchen ca. 10.000 Gäste den Mailänder Dom, darunter sind ca. 1000 Gläubige. Während der Woche werden 9 Messen gefeiert, am Sonntag sind es sieben Messen. Während dieser Zeit.
In der katholischen Kathedrale ist es möglich, die Beichte in verschiedenen Sprachen abzulegen.
Fassade des Doms von Mailand
Die Fassade mit den fünf Toren und den darüber liegenden Fenstern wird durch sechs Pfeiler (doppelt jeweils am Rand und neben dem Haupttor) unterteilt. Dies symbolisiert die fünf Kirchenschiffe. Die Höhe der Fassade beträgt in der Mitte 56,5 m. Die Pfeiler sind mit Figuren dekoriert und werden durch die Türme (Guglie) an der Spitze abgeschlossen.
Der Dom mit Freiheitsstatue
Wussten Sie, dass sich unter den vielen Statuen des Doms die Freiheitsstatue befindet?
Sie wurde 1810 unter dem Namen "La legge Nuova" - Das neue Gesetz - vom Bildhauer Camillo Pacetti geschaffen. Damit ist sie 70 Jahre älter als ihre berühmte Schwester in New York. Ein paar kleine Unterschiede gibt es: So hält die Mailänder Statue ein Kreuz in der linken Hand.
Schaut man etwas weiter nach rechts in der Fassade, findet man eine zweite, ähnliche Statue. Diese hält eine Tafel in der linken Hand, wie die New Yorker Statue. Zufall oder Inspiration?
Auch die Fassade unterlag zahlreichen Änderungen und birgt mehrere Stilrichtungen in sich.
Unter Erzbischof San Carlo Borromeo war 1580 das Projekt Tibaldi’s mit zwei Etagen mit korinthischen Säulen und Obelisken aktuell. Nach seinem Pesttod 1584 wurde das Projekt verworfen und neue Architekten beauftragt. 1628 wurde das zentrale Portal eingefügt.
Während die Dekorationen an der Basis der Säulen vom Erzbischof Federico Borromeo (1564-1631) in Auftrag gegeben wurden, stammen die fünf Portale und die Fenster aus dem del 17. Jh. 1790 wurde der zentrale Balkon eingebaut und die drei oberen neugotischen Fenster kamen im 19. Jh. dazu.
1886 wurde in einer internationalen Ausschreibung der Mailänder Dombauhütte der junge Architekt Giuseppe Brentano mit der Vollendung der Fassade im gotischen Stil beauftragt.
Schätze des Mailänder Doms
Krypta und Domschatz
Die Krypta ist ein kreisförmiger Raum, in dessen Mitte sich ein Altar mit Reliquien befindet. Sie wird als Kapelle Jemale del Duomo bezeichnet. Decke und Wände der Krypta sind mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Borromäus dekoriert.
Domschatz
Unter der runden Krypta befindet sich die Kapelle von San Carlo Borromeo. Hier ruht der Leichnam des Stadtheiligen Mailands in einem Sakopharg aus Bleiglas.
Die wertvollsten Gegenstände, die sich während der langen Geschichte des Doms angesammelt haben, befinden sich ebenfalls unter der Krypta und können besichtigt werden.
Die Wände sind mit Teppichen dekoriert, darunter jener der Anbetung der Heiligen Drei Könige von Gaudenzio Ferrari.
Glocken und Orgeln
Die drei Glocken des Mailänder Doms haben keinen eigenen Glockenturm und sind in einem Hohlraum zwischen dem inneren Gewölbe und der Außenwand aufgehängt. Die größte Glocke, San Carlo Borromeo gewidmet, hat eine Durchmesser von 2,12 m. Aus statischen Gründen werden heute nicht mehr die Glocken, sondern nur die Schwengel bewegt.
Die Orgel des Mailänder Doms ist mit 16.000 Pfeifen eine der größten der Welt. Die Pfeifen befinden sich hinter acht großen Türen, die je nach Volumen geöffnet und geschlossen werden können. Zu den bedeutendsten Organisten gehörte der Sohn von Johann Sebastian Bach, Johann Christian Bach.
Farbige Glasfenster
Besonders groß und schön sind die farbigen Fensterscheiben des Doms, die durch den Lichteinfall eine Lebendigkeit ausstrahlen.
Einerseits stellen sie eine Huldigung an die Sonne dar, die die heilige Stätte in einem besonders schönen Licht erstrahlen lassen, andererseits erzählen die einzelnen Buntglasfenster biblische und religiöse Geschichten. Dieses Mittel wurde zur Vermittlung von Wissen für die vorwiegend analphabetische Bevölkerung eingesetzt.
Die ältesten noch erhaltenen "originalen" Scheiben stammen aus der Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Zuerst wurde die Apsis des Doms mit Scheiben ausgestattet, nach und nach erfolgte die Ausschmückung der Kirchenschiffe.
Für die Herstellung der Buntglasfenster wurde u.a. Safran verwendet, um die Farben besonders zum Leuchten zu bringen. Safran ist auch eine wichtige Zutat des typischen Mailänder Gerichtes Risotto allo Zafferano.
Wandteppiche San Carlo Borromeo
(geb. 2.10.1538 Arona, gestoren 3.11.1584 an der Pest in Mailand) Foto 2010-11-06
Jedes Jahr vom 4. November bis Ende Dezember werden anlässlich des Hochfestes im Dom die 52 handgefertigten Bolder-Wandteppiche aufgehängt, die eindruckvoll den Lebensweg des Erzbischofs und heiligen Carlo Borromeo erzählen. Die einzelnen Szenen zeigen die Wunder, die er vollbrachte, die Leiden, die er meisterte und die Taten, mit denen er das Mailänder Volk während der Zeit der Pest unterstütze. Er starb im Alter von 46 Jahren ausgezehrt von der Krankheit und hinterließ sein Erbe den Bedürftigen.
Am 1.11.1610 wurde Carlo Borromeo von Papst Paolo V. (Camillo Borghese) heilig gesprochen.
Der Heilige Nagel und die Prozession der Nivola
Über dem Hauptaltar, mit einem roten Licht umgeben, befindet sich in 45 m Höhe das größte Heiligtum des Doms, der Heilige Nagel und ein Splitter des Kreuzes. Es soll sich hierbei um einen echten Nagel des Kreuzes von Jesus handeln. Laut einer Sage wurde der Nagel von der Heiligen Elena, Mutter des Kaisers Konstantins, gefunden und als Pferdehalfter des Pferdes von Kaiser Konstantin genutzt.
Als die Pest 1576 in Mailand wütete, trug der Bischof von Mailand, San Carlo Borromeo, die kostbare Reliquie in einer Prozession durch die Straßen der Stadt und eröffnete den stimmungsvollen Ritus der Nivola.
Jedes Jahr zwischen dem 10. und 20. September findet eine heilige Prozession statt, bei der der Erzbischof Mailands mit der Nivola zu der Kassette mit dem Heiligen Nagel emporgezogen wird und die Kassette herabholt.
Die Reliquie wird in einem Tabernakel mit einer immer rot leuchtenden Lampe aufbewahrt, das sich an der Spitze des Innengewölbes der Kathedrale befindet. Der unzugängliche Ort kann nur mit diesem speziellen Aufzug, der Nivola erreicht werden. Die Nivola ist ein Aufzug in Wolkenform, bemalt mit Engeln und Wolken. Der Heilige Nagel wird im Dom ausgestellt und mit einer ebenso heiligen Zeremonie vom Erzbischof mit der Nivola wieder hinaufgezogen.